Wie wird man Kommentator: Interview mit Fussball- und Tennis-Kommentator Toni Tomic
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Toni als Fußball-Kommentator, momentan ist er für den Pay-TV Sender Sky Sport im Einsatz. Im Lifelicious-Interview spricht der 49-Jährige über seinen Werdegang zum „Profi“-Kommentator, den Umgang mit Kritik in den sozialen Medien, die Protagonisten der Bundesliga und teilt den ein oder anderen Tipp für angehende Kommentatoren und Sport-Reporter.
Ich freue mich, dass Du mein erster Interview-Gast auf Lifelicious bist.
Erzähl uns kurz etwas zu Dir: Wie wird man Kommentator, wann hattest Du das erste Mal den Wunsch Kommentator zu werden und wie bist Du bei Sky Sport gelandet?
Es gibt einige Wege zum Kommentator. Das ist, wie wenn man nach Rom will.
Ich für meinen Teil habe meine Fernsehkarriere beim damaligen Sportsender DSF angefangen und habe in der LaOla-Redaktion Beiträge, Berichte, Drehs, Interviews oder Kurzzusammenfassungen von Spielen gemacht und bin so peu à peu zu den längeren Zusammenfassungen und dann auch zu 90-minütigen Spielen gekommen.
Es ist wie generell im Leben, ein Prozess.
Die Sicherheit bekommt man von Schritt zu Schritt und damit wächst man an den Herausforderungen. Parallel arbeitete ich für Premiere (Vorgänger von Sky) und habe meinen Weg dann dort als Kommentator und Filmemacher fortgesetzt.
Was machst du als Erstes, wenn Du morgens ins Büro kommst und wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag bei Dir aus?
Es gibt kein generelles Ritual morgens. Dadurch, dass ich aus dem Home-Office arbeite, gestaltet sich der Tag prinzipiell meist ähnlich. Je nachdem was ansteht, setze ich die Recherche vom Vortag fort oder lese zuerst mal im weiten Blätterwald des Sports die aktuellsten News.
Wie bereitest du dich auf einen Spieltag vor? Oder ist das irgendwann gar nicht mehr nötig?
Auf meine Spiele bereite ich mich gezielt per Recherche in verschiedenen Medien vor. Dazu gehört viel Lesen und Selektieren was wichtig ist und was nicht.
Ich habe einzelne Infos zu allen Spielern auf sogenannten Kärtchen und aktualisiere sie. Dazu die allgemeinen und aktuellen Infos zu den beiden Klubs. Plus Statistiken, die gewisse Themen oder Spielformen oder Spieler untermauern.
Wenn ich eine Mannschaft lange nicht mehr kommentiert habe, fällt die Vorbereitung intensiver und umfangreicher aus als eine Mannschaft, die ich letzte Woche bereits hatte.
Siehst Du Dich selbst eher als Konferenz- oder Einzelspiel-Kommentator?
Sowohl als auch. Beides hat seinen Reiz. Ich mag beides.
In der Konferenz ist die Dynamik und Abwechslung für den Zuschauer eher gegeben und dadurch hat man die Möglichkeit, mit seiner Emotion dem Ganzen noch zuträglicher zu werden, aber auch die Pflicht, in der Kürze der Zeit das Spiel dementsprechend wiederzugeben.
Im Einzelspiel hat man natürlich viel mehr Redeanteil. In diesem einen Spiel bin ich für die Information und Gestaltung alleine verantwortlich. Je nach Spielverlauf kann ich die Dosierung der Info selbst bestimmen.
Ich würde es vielleicht so beschreiben: im Einzelspiel ist man Fahrer, in der Konferenz ist man einer der Beifahrer.
Jetzt plaudere doch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen: Erzähl uns von dem kuriosesten oder spannendsten Erlebnis, das Du bisher als Kommentator erlebt hast?
Es gibt mittlerweile unzählige Spiele, die ich kommentiert habe und es ist schwierig, einzelne herauszupicken. Es gibt geschichtsträchtige, es gibt gewöhnliche, aber auch ungewöhnliche Spiele, die im Gedächtnis geblieben sind.
Ich habe Derbys in Italien, Spanien, England und Deutschland kommentiert.
Clasicos oder Klassiker.
Das Hamburg-Derby im März 2019 war sicherlich eins, das ich v.a. live am Millerntor in Erinnerung habe, weil ich zu Beginn der Partie von einer riesigen Fan-Fahne bedeckt wurde und sie sozusagen nach hinten weiterreichen musste. Das Derby wurde mehrere Male unterbrochen, der HSV gewann 4-0. Also da war alles dabei.
Ich könnte hier viele Spiele nennen. Ich würde einigen nicht gerecht werden.
Das 2-2 von Chelsea gg. Tottenham 2016 nach dem feststand, dass Leicester City Meister ist.
Ein 5-4 Sieg von Liverpool in Norwich mit dem Siegtreffer in der Nachspielzeit war ein verrücktes Spiel. CL-Finale „dahoam“ 2012 zwischen Chelsea und Bayern München auch ein besonderes Spiel. Wenn ich jetzt noch mehr Zeit hätte, würden mir noch einige einfallen….
Gibt es ein Manko an deinem Job? Vielleicht die Arbeitszeiten, schwierige Charaktere unter Spielern und Trainer; ggf. Social Media?
Das Manko an diesem Job ist definitiv die Arbeitszeit.
Am Wochenende, wenn andere frei haben und man besonders mit der Familie wertvolle Zeit verbringen kann, ist man nicht da. Da bedankt sich natürlich der Anhang 😉
Ansonsten bin ich der Meinung, wenn man respektvoll mit Spielern, Trainern oder Offiziellen umgeht, bekommt man das auch zurück. Ich habe kaum negative Erfahrungen gemacht.
Und von Social Media lasse ich mir meine Lebensfreude nicht nehmen.
Welche Tipps hast Du für die Lifelicious-Leser? Wie wird man zu einem guten Kommentator und schafft den Sprung zum «Profi»-Kommentator?
Für mich macht einen guten Kommentator die Authentizität aus. Er muss wissen, wovon er spricht. Know-how ist das A & O. Dazu kommt die nötige Emotion. Dosiert eingesetzt.
Es ist wie beim Kochen. Zu viel Salz und das Essen ist ungenießbar.
Der Kommentator sollte den Zuschauer an die Hand nehmen und begleiten, ohne sich selbst über das Spiel zu stellen oder inszenieren. Unterhalten ja, aber nicht aufgesetzt. Der Zuschauer hat ein feines Gespür dafür.
Generell gibt es keinen einen goldenen Weg zum Profi-Kommentator. Manche arbeiten jahrelang, um die Hierarchie zu erklimmen.
Andere haben einfach Glück und sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Bitte vervollständige den Satz: «Wenn ich nicht Kommentator geworden wäre, dann …..
…Tauchlehrer.
Die Leser und ich danken Dir recht herzlich für Deine Zeit!
Und falls ihr mehr über Toni und seine Einsätze oder seine Show Box2Box erfahren wollt, dann folgt ihm doch auf Twitter und/oder Instagram.

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